Dieses Portraitgemälde Königin Victorias von Alfred Edward Chalon diente als Basis für die Gestaltung sehr vieler Marken-Ausgaben im gesamten britischen Commonwealth. Chalon (1780 – 1860) machte sich nach den Studien in London schnell einen Namen als Porträtmaler und erhielt sowohl einen Ruf an die Londoner Royal Academy of Arts, 1812, als auch an die Académie Franchise in Paris, 1816.
Die Britische Kronkolonie Queensland war bis zum 30. November 1859 Teil von Neusüdwales und wurde zum 1. Januar 1901 Teil des Australischen Bundes. Die erste eigene Marke wurde zum 1. November 1860 verausgabt und die letzte 1910, lässt man Steuer- und Gebührenmarken unberücksichtigt. Dieses mit nur 50 Jahren Laufzeit sehr begrenzte Sammelgebiet weist bei Michel (Stand 2016) 127 Hauptnummern und 18 Hauptnummern zu Stempelmarken auf. Das erlaubt die Vermutung, dass Queensland zu sammeln ein überschaubares Unterfangen ist. Doch das absolute Gegenteil ist der Fall. Mit 203 Nummern hat selbst bei Michel fast jede Hauptnummer im Durchschnitt zwei Varianten. Nimmt man stattdessen den Stanley-Gibbons-Katalog (Stand 2014), der für das Commonwealth detaillierter ist, findet man dort – ohne Steuermarken – bereits 486 Unterscheidungen. Damit fängt der philatelistische Spaß erst richtig an. Vor 20 Jahren habe ich den Band 41 der Enzyklopädie von Robson Lowe geerbt, der auch Queensland enthielt. Zu einzelnen Marken, die absolute Massenware darstellen und entsprechend preiswert sind, nennt der Band seitenweise Unterscheidungsmerkmale; einen abweichender Kringel im Ornament hier, einen zusätzlicher Punkt dort und so weiter. Seit ich dann noch den 2013 erschienenen 400-Seiten-Wälzer von Kenneth Scudder erworben hatte, der alle Plattenfehler und weitere Besonderheiten enthält, gibt es für mich bei Queensland den Begriff „Dublette“ nicht mehr. Queensland ist kein breites aber ein besonders tiefes Sammelgebiet. Ohne vielfältige Literatur trägt man hier nur bunte Bildchen zusammen, die von der Motivauswahl auch noch eng begrenzt sind. Bevor ich auf die Geschichte und vielfältigen Aspekte des Varianten-Reichtums eingehe, möchte ich daher zunächst die für mich wesentlichen Quellen vorstellen. Die einzelnen Marken, Besonderheiten, Druckabweichungen et cetera findet man am besten in „Queensland Postage Stamps 1879 to 1912“ von Kenneth F. Scudder. Für Postgeschichte, Stempelarten, alle Poststationen mit Dauer der Tätigkeit, Postgebühren, Nummernstempel und deren Seltenheit, Fälschungen und Weiteres ist das Standard-Werk „Queensland Postal History“ von H.M. Campbell ein Muss. Wer noch tiefer in die Stempel-Vielfalt und deren Hintergründe einsteigen will, dem empfehle ich von Bernard E. Manning das Buch „Queensland Numeral Cancellations“. Mehr an Orts- und Datumsstempeln (CDS) Interessierte kommen an „Queensland Post Offices and their Datestamps 1859 – 1999“ von Ken Smithies nicht vorbei. Hochinteressant ist zudem die Geschichte der queensländischen Eisenbahn. Hierzu und zur Postbeförderung auf der Schiene empfehle ich „Queensland Railway Parcel Stamps“ von Dave Elsmore und natürlich dessen exzellenten Internet-Auftritt zur Eisenbahn und Eisenbahnmarken, http://www.ozrevenues.com. Bei Facebook gibt es eine sehr aktive und kompetente Gruppe zu Queensland, https://www.facebook.com/groups/490246201113260/ Auf Grund der angesprochenen Vielfalt entstanden sogar umfangreiche Blogs zu einzelnen Ausgaben oder Stempeln. (Links zu finden auf www.icsap.australianstamps.de ) Dank dieser „Grundausstattung“ lassen sich mit jeder Marke, jedem Stempel und erst recht jeder Ganzsache philatelistische Entdeckungsfahrten gestalten. Queensland hat viel Fläche aber wenige Einwohner. 1900 zählte man 500.000 Einwohner (allein Hamburg hatte damals 705.738 Einwohner). Als Captain James Cook 1770 seine erste Reise mit der „Endeavour” nach Australien unternahm, führte seine erste Landung zur Gründung von Port Jackson (später Sydney). Bereits die zweite Landung erfolgte in Queensland in der Bustard Bay unweit dem späteren Gladstone. Die erste englische Siedlung entstand aber erst Anfang 1824 und erhielt den Namen „Edinglassie“ welcher aber sehr schnell nach dem Namen des damaligen Gouverneurs von New South Wales durch „Brisbane“ ersetzt wurde. Das gesamte Gebiet des späteren Queensland nannte sich Moreton-Bay-District und diente bis 1839 als Strafkolonie. Bis 1852 war das Postwesen somit auch dem Militär unterstellt. Am 10. Dezember 1859 wurde die Kolonie von Queensland eigenständig. So steht es auch bei Stanley Gibbons. Michel nennt allerdings den 30. November 1859. Beide haben Recht; als Sammler sollte man nur wissen warum. Die offizielle Verkündigung fand am 10. Dezember in „The Queensland Government Gazette“ statt. Allerdings wurde dort ebenfalls geregelt, dass rückwirkend zum 1. Dezember alle Einnahmen aus dem Postwesen der neuen Kolonie zuzurechnen seien. Damals lebten rund 25.000 Einwohner in Queensland. Die seit 1850 im Moreton District umlaufenden Briefmarken von New South Wales blieben auch nach der Gründung von Queensland gültig., bis am 1. November 1860 dann die ersten eigenen Marken erschienen. Wie die Marken der anderen Kolonien waren auch die Marken von Queensland nach dem Eintritt in den Commonwealth 1901 weiterhin bis Ende 1912 gültig. Marken-Variationen Die unterschiedlichen Stempel und Variationen an Ganzsachen werden in einem Exponat von Wytemberg perfekt präsentiert (POSTAL HISTORY OF THE BRISBANE GPO 1840`s-1913, http://www.exponet.info/exhibit.php?exhibit_ID=545&lng=EN ). Ich will daher den Schwerpunkt auf die Einzelmarke legen. Viele Marken-Designs von Queensland basieren auf dem Porträt von Alfred Edward Chalon. Im Jahre 1837 ließ sich die Königin zum Anlass ihrer Krönung in einer wundervollen Pastellzeichnung portraitieren. Betrachten wir beispielsweise die 1 Penny mit dem Porträt von Chalon. Im Stanley-Gibbons-Katalog gibt es 25 unterschiedliche Notierungen. Es werden zwölf unterschiedliche Perforationen, sechs Wasserzeichen und neun Farben auf zwei Papierstärken gelistet. Gerade bei Marken mit schlechter Qualität ist häufig die Zähnung nicht ausreichend klar identifizierbar. Auch die drei unterschiedlichen Stern-Wasserzeichen sind, isoliert betrachtet, schwer zu unterscheiden. Klarheit erhält man nur, wenn man die Kriterien kombinieren und Optionen ausschließen oder eingrenzen kann. Hierzu müssen aber alle Kombinationsmöglichkeiten bekannt sein. Ich arbeite daher mit der Tabellenkalkulation und kann so Option für Option abfragen und die Suche einkreisen. Aus dem selben Grund habe ich mir eine eigene Albensystematik erstellt. Auf einer Seite sehe ich so z.B. alle 1-Penny-Marken der Erstausgabe mit dem Wasserzeichen Großer Stern, sortiert nach Perforation und innerhalb der Perforation nach Farbe, das heißt, absteigend nach subjektiver Eindeutigkeit. Das erwähnte Buch von Scudder beginnt erst im Jahre 1879. Informationen zu den Besonderheiten dieser ersten Marken sind daher Robson Lowe zu entnehmen. Die Marken wurden ursprünglich bei Perkins, Bacon & Co. in England in Bögen zu zwölf mal 20 Stück mit dem Wasserzeichen Großer Stern gedruckt. Das entsprechende Papier war für Marken aus Neuseeland, Süd-Australien und Tasmanian gedacht. Zu diesem Zeitpunkt gab es zum Beispiel in Tasmanien (Van-Diemens-Land) die hochformatigen Marken mit dem Chalon-Portrait. Es ist nachvollziehbar, dass vollständige und zentrierte Wasserzeichen die Ausnahme bilden, wenn die Formate nicht deckungsgleich sind. Durch die Abnutzung der Nadeln der Perforations-Maschine ergab sich über die Laufzeit ein verändertes Bild von „clean-cut“ zu „very rough“. Auch hier ist quasi jeder einzelne stumpfe, wackelnde und später dann ausgefallene Stift offiziell dokumentiert. Eine im Katalog gelistete Besonderheit ist der sogenannte „Sägezahn“-Durchstich („ZIG-ZAG-Roulette“).Sägezahn-Durchstich als Versuchstrennung in Kombination mit üblicher Zähnung: Zusätzlich gibt es eine Vielzahl Abweichungen in den Gravuren, zum Beispiel an Auge und Ohr sowie in den Ornamenten an der rechten Seite
Bruchteil der Entwertungsvarianten: handschriftliche Entwertung (Manuskript), Loose Ship Letter, Brisbane vor der Einführung der Nummernstempel, Ziffern mit Balken 699 oder 669 (beide sehr selten), Ziffern im Strahlenkranz.
Mit der linken Marke von 1962 wurde ein Fonds bedient, der Landwirten einen Ausgleich für getötete, infizierte Schweine zahlte. Von 1941 stammt die Marke, die einen entrichteten Zuschlag auf verkauftes Büffelfleisch zur Bekämpfung der Büffelfliege nachwies.
Besonders gefragt unter den Eisenbahnmarken sind die Ausgaben von kleinen Stationen. War hatte beispielsweise 2006 nur 84 Einwohner. Zudem suchen Sammler nach Eisenbahnmarken mit einer Stationsnummer anstelle der Ortsangabe oder mit Eintragung einer Firmierung. thomas Charles Beine war einer der ersten Millionäre in Australien.
Ziel der Karte eines Briefmarkenhändlers, die im Oktober 1896 auf die Post ging, war Clifton im Basque County im US-Bundesstaat Texas, 2000 eine Gemeinde mit 3542 Einwohnern. Die Karte war einen Monat unterwegs und erhielt den Hinweis “missen”. Ein rückseitiger Stempel weist den Lauf über Kanada aus. Inhaltlich teil die Karte mit, dass aktuell von Queensland keine Briefmarken lieferbar seien.